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Alarmierende Alarme

Intensivstationen können sowohl auf Patientinnen und Patienten sowie Angehörige als auch auf das medizinische Personal stressig und bedrohlich wirken.

Mit der fortschreitenden Entwicklung medizinischer Technologien wird auch die steigende Zahl klinischer Alarme der zahlreichen medizinischen Geräte am Bett der Patientin/des Patienten zu einem ernstzunehmenden Problem auf der Intensivstation (ITS)[1]. Einige dieser Alarme sind weder klinisch noch technisch relevant. Diese Meldungen niedriger Priorität erreichen eine Zahl von bis zu 350 Alarmen pro Bett und Tag, was einem Anteil von 80–99 % entspricht[1][2][3].

Die Arbeitsbelastung und der psychische Stress durch eine so hohe Zahl von Alarmen kann zu einer Desensibilisierung gegenüber Alarmen, der sogenannten „Alarmmüdigkeit“ führen, die sich negativ auf die Patientensicherheit auswirkt[1][2][3]. Alarmmüdigkeit ist ein großes Problem und stellt laut einem Übersichtsartikel von Cvach aus dem Jahr 2012 die größte Gefahr durch medizinische Geräte dar[2]. Wenn man sich diese Information vor Augen hält, ist es keine große Überraschung, dass Patientenschutzorganisationen wie das ECRI die „Belastung durch zu viele Alarme, Warnungen und Benachrichtigungen“ als eine der 10 größten Gefahren durch die Gesundheitstechnik für das Jahr 2020 aufführen[7].

Neben der Alarmmüdigkeit ist das erhöhte Risiko von Schlafentzug und Delirien bei intensivmedizinisch behandelten Patientinnen und Patienten eine weitere Folge häufiger Alarme[4]. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass der durchschnittliche Geräuschpegel in einem Krankenhaus 35 dB nicht überschreiten sollte und nachts auch in den Spitzen 40 dB nicht überschritten werden sollten[5]. Leider zeigen mehrere Studien aus den Jahren 1960 bis 2003, dass sich der Geräuschpegel auf den Intensivstationen im Lauf der Jahre tagsüber von 57 dB auf 72 dB und nachts von 42 dB auf 60 dB erhöht hat[6].

Eine heilungsfördernde Umgebung für Patientinnen und Patienten und einen effizienten Arbeitsplatz für medizinische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen

Getinge arbeitet kontinuierlich an Möglichkeiten, um das Umfeld und die Arbeitsabläufe bei der Patientenversorgung zu verbessern. In den vergangenen Jahren haben wir mit anderen führenden Unternehmen unserer Branche und Normungsinstituten zusammengearbeitet, um Lösungen für die große Herausforderung der Alarme auf der ITS zu finden.

In unserem „Konzept der leisen ITS“ konzentrieren wir uns auf die Weitergabe und Verwaltung akustischer Alarme vom Bett des Patienten an das zuständige medizinische Personal, wobei das medizinische Gerät keinen Ton von sich gibt. Näher beschrieben wird das Konzept im Interoperabilitäts-Showcasevideo „Trauma Recovery in the Quiet ICU“ (Traumabehandlung auf der leisen ITS), das auf der Website der Healthcare Information and Management Systems Society (HIMSS) abgerufen werden kann.

Die Weitergabe von Alarmen zum richtigen Zeitpunkt vom Bett der Patientin/des Patienten an die richtige Person, ohne die Patientensicherheit zu gefährden, soll dabei helfen, die Effizienz zu erhöhen, Stress zu reduzieren und eine besonders heilungsfördernde Umgebung zu schaffen.

Demo des Konzepts der leisen ITS

Näher vorgestellt wird das Konzept im Interoperabilitäts-Showcasevideo „Trauma Recovery in the Quiet ICU“ (Traumabehandlung auf der leisen ITS), das auf der Website der Healthcare Information and Management Systems Society (HIMSS) abgerufen werden kann.

Diese Demonstration zeigt, wie wichtig die Etablierung eines Standards für die sichere Weitergabe und Verwaltung von Alarmen zwischen den zahlreichen Lösungen unterschiedlicher Medizintechnik-Anbieter ist.

 

  1. 1. O.M. Cho, H. Kim, Y.W. Lee, and I. Cho, Clinical Alarms in Intensive Care Units: Perceived Obstacles of Alarm Management and Alarm Fatigue in Nurses, Healthc Inform Res 22 (2016), 46-53.

  2. 2. M. Cvach, Monitor Alarm Fatigue: An Integrative Review, Biomedical Instrumentation \& Technology 46 (2012), 268--277.

  3. 3. Wilken M, Hüske-Kraus D, Röhrig R. Alarm Fatigue: Using Alarm Data from a Patient Data Monitoring System on an Intensive Care Unit to Improve the Alarm Management. Stud Health Technol Inform. 2019 Sep 3;267:273-281.

  4. 4. Darbyshire and Young. An investigation of sound levels on intensive care units with reference to the WHO guidelines. Critical Care 2013, 17:R187

  5. 5. Berglund B, Lindvall T, Schwela DH: Guidelines for Community Noise Geneva: World Health Organization; 1999 [http://whqlibdoc.who.int/hq/1999/a68672.pdf].

  6. 6.

    Rise in hospital noise poses problems for patients and staff
  7. 7.

    2020 Top 10 Health Technology Hazards Executive Brief